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Baugeschichte

Die mittlerweile 13 Gebäude der Kantonsschule Trogen sind verstreut, liegen mitten im Grünen und stammen aus verschiedenen Zeiten und Epochen. Dies hat einen besonderen Einfluss auf die Lernenden und Angestellten…

Viele Lernende und auch Ehemalige erzählen von der einmaligen Lage der Kanti, welche einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden hat. Ein ehemaliger Schüler beschrieb dies wie folgt: «Die Kanti Trogen ist eine der am schönsten gelegenen Kantonsschulen der Schweiz. Ich mag mich noch erinnern, wie ich jedes Mal gerne aus dem Postauto gestiegen bin, und dann das kleine Weglein runter, wo Du schon die ganze Aussicht hattest.»[1] Der Campus mit seinem vielseitigen Gebäudekomplex bildet ein kleines Dörfchen ab; mitsamt dem Mikrokosmos seiner Bewohner. Entdecken Sie nun zehn unserer Schulgebäude genauer…

Altes Konvikt

Das Alte Konvikt war im Jahr 1804 in unmittelbarer Nähe zur mechanischen Spinnerei des Kantonsschulmitgründers Johann Caspar Zellweger gebaut worden. Das grosszügige Wohnhaus mit angebautem Waschhäuschen diente damals den Fabrikarbeitern als Unterkunft. Als jedoch wenige Jahre später die Fabrik geschlossen wurde, standen die Räumlichkeiten leer. Aufgrund der Intention von Zellweger und seinen Mitstreitenden, Bildung ins Appenzellerland zu bringen, baute man einen Teil der Räumlichkeiten kurzerhand zu Schulzimmern um. Das Alte Konvikt barg aber nicht nur Schulzimmer. Im Obergeschoss befand sich die Direktorenwohnung und im Dachgeschoss die Schlafräume der Schüler. Im Jahr 1821 wurde der Schulbetrieb offiziell aufgenommen und acht Jahre später der angrenzenden Stallteil zu weiteren Schulräumen umgestaltet. 1865 wurde schliesslich ein neues Gebäude, das sog. Alte Schulhaus gebaut und das Alte Konvikt wandelte sich zur ausschliesslichen Schülerunterkunft, von diesen liebevoll «Köfferli» genannt. Heute sind darin das Schulleitungszentrum und die Hauswartwohnungen untergebracht.

Mensa Gebäude

Im Jahr 1977 wurde ein neues Knabenkonvikt mit Mensa unter der Leitung des Architekten Max Rohner gebaut und zwei Jahre später in Betrieb genommen. Der Bau war nicht unumstritten. Das grosse Volumen des Mehrzweckgebäudes bildete eine nicht leicht erfassbare Form. Für viele war es auch in späteren Jahren noch ein Fremdkörper auf dem Schulareal. Es war denn auch dieser Bau der Kantonsschule, der die meisten Umgestaltungen in den Folgejahrzehnten erlebte. Die bedeutendsten Veränderungen folgten in den 2010er-Jahren. 2011 wurde in einer ersten Bauphase der untere Teil des Gebäudes durch das Architekturbüro Kimlim umfassend renoviert. Zugleich wurde die in die Jahre gekommene Infrastruktur der Mensa komplett erneuert. So entstanden insgesamt 300 Sitzplätze und die Küche wurde den neuen Hygienestandards angepasst. In der zweiten Umbauetappe von 2016 bis 2017 wurden die Obergeschosse so ausgebaut, dass aus den alten Zimmern Arbeits-, Vortrags-, Studienräume sowie neue Schulzimmer entstehen konnten. Heute ist die ursprüngliche Form des Knabenkonvikts nicht mehr zu erkennen.

Altes Schulhaus

1821 waren die Räume des Alten Konvikts, einer ehemaligen Fabrikarbeiterunterkunft, zu Schulzimmern und Schülerunterkünften umgebaut worden. Der Erfolg der Schule in der Mitte des 19. Jahrhunderts führte jedoch zu erheblichen Platzproblemen. Aus diesem Grund bot die Gemeinde Trogen im Jahr 1863 an, auf ihre Kosten östlich des Konvikts ein neues Schulhausgebäude zu errichten. Durch die gleichzeitige Integration in den Kanton wurde das «Cantonal-Institut» 1864 offiziell zur Kantonsschule. Das neue Schulgebäude wurde vom Baumeister Daniel Oertli nach den Plänen des renommierten Architekten Christoph Kunkler erbaut und am 31. August 1865 feierlich eröffnet. Rund hundert Jahre später (1969) wurde das Alte Schulhaus nochmals um weitere Räume erweitert.

Alte Turnhalle

Die sportliche Betätigung gehörte für die bürgerliche Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert zu einem erfüllten Lebensstil. So überrascht es nicht, dass auch die Kantonsschule als Teil ihrer Ausbildung am Beginn des 20. Jahrhunderts den Sport in ihren Lehrplan aufnahm. Der Bau und die Inbetriebnahme einer Turnhalle sollte sich für den damaligen Rektor der Schule Ernst Wildi als lohnende Aufgabe herausstellen. Auf einer Wanderung mit seinem Freund Josef Fenkart, einem Gönner der Kantonsschule, eröffnete ihm dieser seinen Willen, der Schule eine Turnhalle zu schenken. Leider verstarb Fenkart nur wenige Tage nach diesem Versprechen. Seine Familie ehrte jedoch seinen Wunsch und so konnte der Bau Ende des Jahres 1927 begonnen und im November 1928 abgeschlossen werden.

Rotes Schulhaus

Nachdem bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Schülerzahlen stark gestiegen waren, erreichten sie am Beginn des 20. Jahrhunderts ein neues Hoch. Wiederum plagten Platzprobleme die Kantonsschule. Zur Lösung wurden in den 1910er und 1920er-Jahren verschiedenen Projekte diskutiert, unter anderem den Umbau des Doppelpalastes der Familie Honnerlag oder die Umfunktion des Zeughauses. Diese Projekte wurden aber zugunsten eines Neubaus fallen gelassen. Unglücklicherweise scheiterte der erste Entwurf des Neubauprojekts namens «Johannes Kepler» des Architekturbüros Ziegler & Balmer an der Trogener Landsgemeinde von 1920. Rektor Ernst Wildi und die Kantonsschulkommission gaben aber nicht auf, schliesslich mussten die Platzprobleme gelöst werden. Die Pläne des Neubaus wurden in der Folge überarbeitet und Werbekampagnen für das Projekt gestartet, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken. Wie schon beim Bau der Turnhalle sollten aber Streitigkeiten, politische Auseinandersetzungen und ein Schülerskandal das Projekt gefährden. Rektor Wildi drohte mit dem Rücktritt. Trotz dieser Schwierigkeiten genehmigte die Landsgemeinde von 1930 schliesslich die Erstellung eines Ergänzungsbaus. Somit konnten die Bauarbeiten am heutigen Roten Schulhaus durch die Architekten Ziegler & Balmer begonnen werden, welche im Herbst 1931 abgeschlossen wurden.

Annex

In den 1950er-Jahren besuchten bereits über 450 Schülerinnen und Schüler die Kantonsschule. Es stellte sich heraus, dass die bisherigen Schulgebäude nicht mehr genügend Platz für den Unterricht boten. So genehmigte die Landsgemeinde im Jahr 1962 einen Kredit für den Bau einer Erweiterung der Schulanlage. Das schlicht «Annex» getaufte Gebäude entstand als Beton- und Backsteinbau nach den Plänen von Architekt Heinrich Naef und wurde bereits ein Jahr später vollendet. Als verbindendes Element zwischen dem Neubau und dem 1931 gebauten «Roten Schulhaus» wurde eine gedeckte Pausenhalle umgesetzt. Typisch für die Zeit wurde das Gebäude als rechteckiger Betonskelettbau mit Flachdach erstellt. 1988 wurde das Schulhaus dann um ein zusätzliches Vollgeschoss aufgestockt und mit einem Walmdach abgeschlossen, wodurch ein architektonischer Zeitzeuge der 1960er-Jahre verloren ging. Im Vorfeld der Projektierung bemängelte dann auch ein ehemaliger Schüler die Aufstockung des «Annex» und meinte, dass «bei der nächsten Sanierung in dreissig Jahren sich der Denkmalpfleger jedenfalls dafür einsetzen wird, dass das Walmdach wieder wegkommt, und man sich dann über die kulturelle Verwirrung der 80er-Jahre wundern wird».[2] Dem Verlust des Flachdaches wurde Rechnung getragen, indem eine ringsumlaufende Fugenausbildung an der Fassade zwischen dem 1. und 2. Obergeschoss auf den ehemaligen Flachdachabschluss hinweist.

Olymp

Die Räume des Alten Konvikts dienten seit dem Jahr 1821 als Schulzimmer. Ursprünglich war ein Teil des Gebäudes als Stall genutzt worden. Als zusätzliche Räumlichkeiten für die Schule benötigt wurden, baute man den Stall zu weiteren Schulzimmern um. Als Ersatz errichtete man ca. 1830 eine Scheune, den sogenannten Institutsstadel, heute «Olymp» genannt. Es war ein eigenartiges Beieinander: Im Obergeschoss befanden sich heizbare Schlafräume für die Schüler, im Untergeschoss waren die Kühe und Schweine des Konvikts untergebracht. Erst im Jahr 1967 wurde das Untergeschoss in einen Pendlerraum umgebaut. Finanziert wurde das umfangreiche Bauprojekt vom «Gewerbeverband Appenzell Ausserrhoden» anlässlich seines 75-Jahr-Jubiläums. Noch heute ist der Olymp fester Bestandteil der Kantonsschule: seine Räume dienen als Jugendtreff, als Praxisfirma der Wirtschaftsmittelschule sowie als Büros der Schülerorganisation.

Arche

Der imposanteste Bau der Kantonsschulanlage ist das «Arche» genannte Schulgebäude aus dem Beginn der 1990er-Jahre. Realisiert wurde es durch das Architekturbüro Loesch Isoz Benz. Der Name «Arche» ist Programm: wie ein grosses Schiff schmiegt sich das leicht rundliche Gebäude an den Nordhang des Schulareals. Verstärkt wird der Eindruck eines Schiffs durch die runden Fenster in der Form von Bullaugen. Alle Klassenzimmer sind nach Süden orientiert, die temperaturempfindlichen Musikzimmer nach Norden gerichtet. Die Konstruktion ist entsprechend der gekrümmten Formgebung mit Betonwänden und -decken ausgebildet. Die Fassadenverkleidung mit Sandsteinplatten nimmt Bezug auf die Steinpaläste der Gründerfamilie Zellweger am Dorfplatz. Vierundzwanzig Erdsonden bringen die Erdwärme als Heizenergie in den Fernwärmeverbund für sechs Kantonsschulhäuser.

Aula

Nach dem Bau der «Arche» Mitte der 1990er-Jahre wurde das Architekturbüro Loesch Isoz Benz für den Bau eines weiteren Gebäudes auf dem Schulareal betraut. Die Aula wurde im Jahr 2001 vollendet. Im Inneren befinden sich neben dem grossen Saal ein einladendes Foyer und die Mediathek im Obergeschoss. Auffällig ist die verglaste Front, welche den Blick ins Innere freigibt. Da von denselben Architekten konstruiert, fügt sich das Gebäude in die Formsprache der «Arche» ein. Mit dem Abschluss des Aulabaus war die heutige Gestalt der Kantonsschule abgeschlossen.

Pharos

Die Raumnot war ein ständiger Begleiter der Baugeschichte der Kantonsschule. In den 1980er-Jahren waren die Schulzimmer wiederum an ihre Grenzen gekommen. Das Architekturbüro Schläpfer & Schweizer wurde beauftragt, ein Provisorium zu errichten, um mittelfristig das Platzproblem zu lösen. Der 1989 errichtete Pavillon wurde in einfacher Holzbaukonstruktion errichtet. Er beherbergte zwei grosse Schulzimmer, die 2014 zu einem Lernraum zusammengefasst wurden: im gleichen Jahr wurde der ehemalige «Pavillon» in «Pharos» umbenannt.

Projekt zur Erweiterung des Schulraumes, frühe 1980er-Jahre (die «Arche» ist noch inexistent)

Peter Aebis Campus-Holzmodell

Der belebte Campus von Peter Aebis Herkules-Arbeit

Einen besonderen Beitrag zur Baugeschichte lieferte Peter Aebi. Dieser besuchte von 1959 bis 1964 die Kanti Trogen und fühlte sich seither stets verbunden mit seinem ehemaligen Gymnasium. Als 2021 die KST ihr 200-Jahr-Jubiläum feierte, reifte in ihm die Idee, sein grosses Hobby Holzmodellbau mit der Kantonsschule zu verbinden. Am 1. Oktober desselben Jahres meldete sich Peter Aebi beim Archivar und machte der Schule das unglaubliche Angebot, den ganzen Campus mit seinen Gebäuden in ein Holzmodell im Massstab 1:141 umzusetzen! Dieses generöse Angebot konnte unsere Schule natürlich nicht ausschlagen, und so begann Aebi mit der enorm aufwändigen und filigranen Arbeit an seinem «Kanti-Modell». Nach über 1000 Arbeitsstunden konnte er sein Kunst-Handwerk an einer feierlichen Vernissage am 17. September 2022 in der Aula schliesslich der Kantonschule Trogen übergeben. Der symbolische Preis betrug lediglich CHF 5.- und wurde dem Erbauer von Rektorin Elisabeth Steger ausgehändigt. Seither präsentiert sich das beeindruckende Campus-Modell (30x80x160cm) im 1. Stock der Aula, wo es beim Eingang in die Mediathek wiederholt von Lernenden bewundert wird.

[1] Markus Winiger: Einmal Trogen-Lausanne, bitte – Ehemalige Schüler der Kantonsschule Trogen berichten aus Lausanne und Umgebung. In: KVT-Mitteilungen Nr. 85, Eigenverlag, Trogen 2006, S. 21.

[2] Johannes Schläpfer: Die bauliche Entwicklung der Kantonsschule von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: «KVT-Mitteilungen» Nr. 72, Eigenverlag, Trogen 1993, S. 95.

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