Die Zwergfledermaus – Pipistrellus pipistrellus
Die Zwergfledermaus ist die zweitkleinste der insgesamt 30 verschiedenen Fledermausarten, die in der Schweiz vorkommen. Sie hat eine Grösse (Kopf – Rumpflänge) von nur ca. 4 cm und ein Gewicht von 3 bis 7 Gramm. Die Flügelspannweite ist mit rund 25 cm allerdings beachtlich für so ein kleines Tier.
Da sie bereits bei Dämmerung zu ihren Jagdflügen ausfliegt, kann man sie gut beobachten. Sie frisst bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichts pro Nacht. Das sind bis zu 2000 Kleininsekten, hauptsächlich kleine Falter und verschiedene Mückenarten, wie zum Beispiel Stechmücken und andere lästige «Plagegeister». Damit leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung.
Als sehr anpassungsfähige Art, jagt die Zwergfledermaus sowohl an Waldrändern und Gewässerufern als auch in Parkanlagen oder Gärten im Siedlungsgebiet und sogar in Innenstädten, manchmal im Schein von Strassenlaternen. Im schnellen Zick-Zack Flug schnappt sie sich jedes Insekt, dass sie zu fassen bekommt.
Typische Quartiere für den Tagesschlaf sind Spaltenquartiere an Gebäuden. Die Weibchen finden sich in Wochenstubenquartieren zusammen, um ihre Jungen grosszuziehen. Geeignete Hohlräume an Gebäuden befinden sich beispielsweise in Spalten an Hausgiebeln, in Rollladenkästen oder hinter Verkleidungen. Die ein bis maximal zwei Jungtiere kommen ab Ende Mai zur Welt. Sie sind bei der Geburt blind und nackt und haben in etwa die Grösse einer Biene. Die Weibchen und vor allem die Jungen nutzen in den Quartieren die Nähe zueinander, um sich gegenseitig zu wärmen und so weniger Energie für die Aufrechterhaltung der eigenen Körpertemperatur aufbringen zu müssen. Nach einer drei- bis vierwöchigen Säugezeit sind sie bereits selbstständig und brechen abends zur Insektenjagt auf.
Da in unseren Breiten die Winter so kalt sind, dass es kaum Insekten gibt, halten sie Winterschlaf. Im Herbst fressen sie sich Fettreserven an und verbringen den Winter versteckt und schlafend. Dabei kann ihre Körpertemperatur der Umgebungstemperatur bis nahezu auf 0°Grad folgen. So verbrauchen Sie sehr wenig Energie. Die Winterquartiere befinden sich z. B. in Mauerspalten, in Ritzen zwischen Dachgebälk, hinter Fassadenverkleidungen, aber auch in den Eingangsbereichen von Höhlen und Stollen.
Fördermassnahmen: Um Fledermäuse zu fördern, ist der Lebensraumerhalt mit Abstand die wichtigste Massnahme. Bestehende Tagesschlafverstecke und Winterquartiere sollten nicht verändert werden. Bei unumgänglichen Renovierungs- oder Umbauarbeiten berät die regionale Koordinationsstelle für Fledermausschutz. Dort können auch neu entdeckte Quartiere gemeldet werden. Mit dem Anbringen von Fledermauskästen oder dem Einbau von Quartieren bei Renovationen und Neubauten kann ein zusätzliches Angebot an potenziellen Tagesschlafverstecken geschaffen werden.
Auf der ganzen Länge der Rückseite des Bushäuschens wurde ein entsprechendes Quartier eingebaut.
Um dunkle Flugkorridore zu schützen, sollte nächtliche Beleuchtung nur dort eingesetzt werden, wo sie zwingend notwendig ist.
Naturnahe Gärten, Hecken, strukturreiche Waldränder, Hochstammobstgärten, alte Bäume, artenreiche Wiesen, Feuchtgebiete und Ähnliches sollten erhalten und geschützt werden. Massnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt unterstützen ebenfalls die Fledermäuse, da diese ihre Nahrungsgrundlage darstellen.Auf der Internetseite des Vereins Fledermausschutz sind viele spannende Infos zu finden, auch wie Quartiere gebaut werden können oder wie mit Findlingen umzugehen ist.
www.fledermausschutz.ch
Barbara Gegenschatz, Lokale Fledermausschützende (LFS)
April 2025, Wald AR